Neurozentriertes Training
Neurotraining / Neuroathletik Training ist ein Training, das die neuronalen Muster einer Bewegung trainiert. Im Fokus der Trainingsmethode steht das Gehirn und das Nervensystem, welche als zentrale Elemente der Bewegungssteuerung ins Training miteinbezogen werden. In der neuroathletischen Trainingspraxis gilt es, die Funktionsweise und Interaktion zwischen dem zentralen und peripheren Nervensystem zu überprüfen und individuell zu verbessern. Die Aktivierung des Nervensystems und dessen Steuerung wird mit speziellen Übungen für die Augen, das Gleichgewicht und die Körperwahrnehmung erzielt und beübt. So steigern gezielte neuronale Reize nicht nur die Leistungsfähigkeit, sondern können Schmerzen meist effizient senken und lindern.
Für wen ist Neurozentriertes Training geeignet:
Neurozentriertes Training ist grundsätzlich für jeden geeignet. Dabei kann die Körperhaltung, die Leistungsfähigkeit, die Beweglichkeit und anhaltende Schmerzen eine Verbesserung erzielen.
- Freizeit- und Leistungssportler können durch kleine zusätzliche Übungen ihre Leistungsfähigkeit optimieren.
- Berufstätige mit Dysbalancen
- Menschen mit Nacken--, Schulter- oder Rückenbeschwerden durch ständiges Sitzen
- Bei Knie- oder Hüftprobleme durch zu geringe oder einseitige Bewegung
- Diverse Einschränkungen durch Verletzungen oder Unfällen
- Kopfschmerzen bis hin zu Schwindel
- Stress und Belastung durch Arbeit und Freizeit
- Augenbeschwerden wie trockene Augen und eingeschränkte Sicht
- Und weitere
Wie funktioniert neurozentriertes Training?
Das Neurozentrierte Training basiert darauf, dass sämtliche Körperfunktionen wie Bewegungsabläufe und Schmerzempfinden im Gehirn entstehen. Das Gehirn steuert also zB., wie schnell man läuft, wie stark und ausdauernd die Muskeln arbeiten, wie die Reaktionsfähigkeit auf eine potenzielle Gefahr ist oder wie hoch die Schmerzwahrnehmung bei Verletzungen ist. Das geht wie folgt: Das Gehirn empfängt Informationen zB. über die Augen oder das Gleichgewicht, diese Informationen werden vom Gehirn analysiert und in eine Handlungsreihenfolge gebracht.
Fachlich erklärt läuft es so ab:
Bei einer kreisenden Bewegung mit der linken Hand werden Rezeptoren aktiviert, die ins linke Kleinhirn transportiert werden (bewusste Bewegung 10%). Dort kreuzen sich die Informationen, gehen in den rechten Kortex und aktivieren den rechten Hirnstamm (reflexive Stabilität 90%). Bevor die Bewegung beginnt, hat das Gehirn also schon 90 % der erforderlichen kognitiven Leistung erbracht.
Zum Beispiel:
Stehst Du auf einem instabilen, wackeligen Untergrund, so wird die Rumpfmuskulatur angespannt und die Arme ausgestreckt um in Balance zu kommen und einen Sturz zu vermeiden. (Gleichgewicht)
Je zuverlässiger die Gehirnzellen Informationen vom Körper oder aus der Umwelt verarbeiten, desto besser ist man geschützt. Denn nur eine richtige “Gefahreneinschätzung”, wie ein instabiler Untergrund, kann mit einer korrekten Reaktion darauf Verletzungen vermeiden.
Geht man geradewegs auf ein Hindernis zu, so wird vom Gehirn der Befehl kommen entweder stehen zu bleiben oder einen anderen Weg zu nehmen. (Augen)
Das typische Beispiel mit der heißen Herdplatte findet hier natürlich auch sehr gut Anwendung. Lege ich meine Hand auf eine heiße Herdplatte, so wird blitzschnell der Befehl vom Gehirn kommen, die Hand weg zu ziehen. (Haut – Sensorik).
Daraus folgt, je besser die Kommunikation zwischen Umwelt, Gehirn und Körper funktioniert, desto geringer ist das Verletzungsrisiko und desto größer ist die Leistungsfähigkeit. Bei einem eingeschränkten Nervensystem (die Nerven leiten die Befehle vom Gehirn weiter) kann der Körper zB mit Verspannungen oder Fehlhaltungen reagieren. Beim neurozentrierten Training werden also über die verschiedenen Systeme, (zB Augen) bestimmte Gehirnareale mit Übungen stimuliert. Dadurch können von außen gegebene Trainingsreize schneller verarbeitet werden. Das hat direkten Einfluss auf die Leistungsfähigkeit. Mit der richtigen Stimulierung (wird ausgetestet) kann daher direkt zB. mehr Gewicht gestemmt werden, besseres Durchhaltevermögen beim Laufen erzielt werden, die Bewegungseinschränkungen in der Kopfdrehung reduziert werden, die Nacken- oder Gelenkbeschwerden geringer werden lassen, und vieles mehr.
Daraus folgt:
- Steigerung der Leistungsfähigkeit
- Verbesserung der Regenerationsfähigkeit
- Verringerung des Verletzungsrisikos
- Verbesserung von Schmerzempfinden, Chronischen Schmerzen, Blockaden, Verspannungen
Folge einer Verletzung kann eine falsche Körperhaltung sein und in dieser Fehlhaltung wird dann weiter trainiert. Der Körper hat verlernt wie es „richtig“ ist und bleibt in der Fehl- / Schonhaltung. Jetzt muss das Gehirn wieder umprogrammiert werden, damit es weiß, wo müssen die Gelenke positioniert sein, wie man visuelle Reize richtig interpretiert und wie die richtige Körperbalance gefunden wird. Umso so schneller das korrigiert ist, desto schneller kommt man zu alter oder gar neuer Form zurück. Bei Schmerzen nach einem Unfall können diese zwar nicht von Zauberhand verschwinden, jedoch kann hier mit gezielten neurozentrierten Übungen das Reizempfinden gemindert werden. Beim reinen Neuro Training wird kein klassisches Training mit Kniebeugen oder Sit ups gemacht. Der Fokus liegt auf den neurozentrierten Übungen, welche sich aus dem Gleichgewichtssystem, visuelles System, Propriozeptives System, Atmung und Konzentration zusammensetzt. Vor und nach einer Übung findet immer ein Vor- und Nachtest statt, ob die neurozentrierte Übung für einen positive Effekte hat. Die ausgetesteten positiven Übungen sollten dann zu Hause auch weiter trainiert werden. Das neurozentrierte Training kann aber auch in das normale Personal Training mit eingebaut werden um zusätzliche positive Effekte zu erzielen und direkt den gesamten Körper zu trainieren.
Zusammenfassung und Trainingsablauf:
Im Mittelpunkt meines Trainingskonzeptes steht ein ganzheitlicher Trainingsansatz mit Fokus auf die im Gehirn und im Nervensystem ablaufenden Prozesse. Die ganzheitliche Betrachtung der menschlichen Leistungsfähigkeit und die zentrale Bewegungssteuerung im Gehirn bindet die Atmung, Augen, Gleichgewicht und Bewegung ein. Daraus resultiert eine Verbesserung der Bewegungsqualität und Schmerzreduzierung und somit auch eine gesteigerte Lebensqualität. Nur so kann man mittel- und langfristig erfolgreich sein.
Erstgespräch mit Anamnese – hier wird der Ursprung der Einschränkung oder Beschwerde gesucht. Des Weiteren finden neurologische Tests statt um die Defizite klar zu dokumentieren und um die passenden, individuellen und effektiven Übungen zur Verbesserung zu finden.
Die Übungen sind eher kopflastig und nicht körperlich anstrengend (wobei eine Augenübung auch anstrengend sein kann). Die Übungen können aber auch in ein normales Training integriert werden als Steigerungsmöglichkeit und direktes ganzheitliches Training. Die Ausführung der Übungen wird im Training überprüft und ggfs. Korrigiert. Je nach Anpassung des Nervensystems werden neue Übungen gewählt um die Verbesserung noch besser zu machen. Das Nervensystem benötigt in der Regel 20 Trainingsstunden für ein Anpassung, daher sollten die neurozentrierten Übungen auch zu Hause weiter beübt werden.
Fazit:
- Neurozentriertes Training stärkt die Nervenzellen im Gehirn und verbessert damit die Kommunikation zwischen Umwelt, Gehirn und Körper
- Ziel ist es, dass das Gehirn Informationen schnell und sicher verarbeiten kann, um zuverlässige Handlungsbefehle an den Körper weiter zu senden
- Neurozentriertes Training hilft bei der Optimierung der Trainingsleistung, der Förderung der Regeneration, Vermeidung von Verletzungen und Herabsetzung des Schmerzempfindens
- Es werden Atmung, Gleichgewicht, Konzentration, Bewegung und das Sehvermögen trainiert
- Das Neuro Training ist für Menschen mit alltäglichen Beschwerden genauso geeignet, wie für Profi- und Freizeitsportler, die ihre Leistung verbessern möchten